HANF- UND FLACHSANBAU
Bis zum Aufkommen der Baumwolle spielten Hanf und Flachs eine wichtige Rolle bei der Herstellung der Kleidungsstücke. Die Hanfernte fand rund hundert Tage nach der Aussaat statt. Nach dem Trocknen mussten die Pflanzenstängel angebrochen werden („Schleißen“). Mittels der Hanfbreche wurden die Fasern von den unbrauchbaren Stängelteilen befreit. Die Faserbündel wurden zu Zöpfen gedreht und dann zur Hanfreibe gebracht.
FLACHSVERARBEITUNG
Schulleiter Josef Tiefenthaler (1891-1967) schildert in seinem Heimatkunde-Merkstoff die Flachsverarbeitung detailliert:
FUNKTIONSWEISE DER REIBE
Diese Zöpfe wurden in zwei Reihen nebeneinander mit dem dickeren Ende nach unten in das runde Reibebett gelegt. Der aus Granit bestehende Umläufer, auch Pudelstein genannt, rollte darüber, zerquetschte die restlichen Holzteilchen und rieb die Hanffasern weich. Die notwendige Energie für die Hanf- und Flachsreibe wurde durch ein Wasserrad geliefert.
Fotoquelle: Foto 1: commons.wikimedia.org/wiki/File:Hanfreibe.jpg
Bei der Reibe (Hofen)
Der Name erinnert an die ehemalige Hanf- und Flachsreibe, die unterhalb des alten Kinderheims stand. Ein Wasserrad, das durch den vorbeiführenden Mühle- oder Sägenbach angetrieben wurde, lieferte die notwendige Energie. Während man aus Flachs die Leinwand wob, die zu Wäsche und Kleidern verarbeitet wurde, wurde Hanf zur Herstellung von Hanfseilen und grobem Tuch für Schürzen und Säcke verwendet.
Auf der Ratsch (Einlis)
Urkundlich wird bereits um 1500 ein „gut Tratsch genannt“ erwähnt. Während heute das Wort Ratsche für die Holzklapper der Karliturgie verwendet wird, war es in früheren Jahren auch die Bezeichnung für die Hanf- und Flachsbreche, ein Gerät, das zur Fasergewinnung benutzt wurde. Um die Fasern nutzen zu können, musste nämlich zuerst der Pflanzenstängel angebrochen oder gequetscht werden, ohne die Fasern selbst zu brechen.
Hanfland (Fellengatter)
Auch wenn man heute beim Begriff Hanf eher an die berauschende Wirkung denkt, so spielte Hanf bis zum Aufkommen der Baumwolle eine wichtige Rolle im Textilbereich. Ebenso wie die Straßenbezeichnungen Auf der Ratsch (Einlis) und Bei der Reibe (Hofen) weist dieser Name also auf die frühere Bedeutung von Hanf und Flachs hin. Weitere Straßenzüge mit diesem Namen finden sich auch in Altach, Feldkirch, Götzis und Nenzing.
Roßniser Straße (Nenzing-Mittelberg)
Die Bedeutung des Namens des zwischen Mariex und Halden gelegenen Weilers ist umstritten. Während Tiefenthaler vom rätoromanischen Wort „rosna“ (= Loch, Öffnung) ausgeht, könnte der Name auch auf das Wort „Rösten“ zurückgehen. Dies ist ein Prozess, bei dem der Nutzhanf seine graubraune Farbe bekommt.
Auszug aus Thomas Welte, Frastanz - Straßennamen und deren historische Bedeutung, Frastanz 2022.